voir dire 

Maja Rohwetter und Sophia Schama

 

Soft-Opening am Freitag, den 23. Oktober 2020, 18 – 22 Uhr 

24. Oktober – 21. November 2020 (bis zum 31.10. wegen des Lockdowns)

 

 

Ausstellungsansicht "Voir dire" Maja Rohwetter und Sophia Schama I Axel Obiger, Berlin:

 

(English text below)

 

voir dire

Sehen sagen. Oder: jemanden etwas sagen sehen. Dieser Terminus aus dem Mittelfranzösischen fasziniert durch die Verknüpfung von visueller Wahrnehmung und Sprache. 

 

Die Künstlerinnen Sophia Schama und Maja Rohwetter verzichten in ihren Arbeiten auf sprachlich konkretisierbare Darstellungen und Aussagen. Vielmehr betonen sie in ihren sehr unterschiedlichen Arbeitsweisen die Selbständigkeit der visuellen Formationen und laden dazu ein, Bildkonzeptionen und Sehgewohnheiten in Frage zu stellen.

 

„Voir dire“ bezeichnet in der juristischen Fachsprache die Vorvereidigung einer Jury oder eines Geschworenengerichts, die die Unvoreingenommenheit der Teilnehmer überprüft. 

Ein Bild zu machen ist ein Prozess, nicht nur im zeitlichen Sinne, sondern auch im Sinne einer Verhandlung, die Tatsachen, Annahmen und Haltungen gegenüber dem Bild überprüft und infrage stellt.  Wenn es gelingt, sich von der Voreingenommenheit durch festgelegte Bildkonzepte und Malweisen zu befreien, dann kann das Bild Autoren und Rezipienten überraschen, herausfordern und den Blick freigeben.

 

Den Link zum Künstlerportrait, das BerlinViews Maja Rohwetter gewidmet hat, finden Sie hier

 

– English text –

 

voir dire

Seeing saying, or seeing someone say something. This term from Middle French is fascinating because of the combination of visual perception and language.

 

In their works, the artists Sophia Schama and Maja Rohwetter abstain from linguistically concretisable representations and statements. Instead, their very different working methods emphasize the independence of visual formations and invite us to question the concepts of images and viewing habits.

 

In legal jargon, "voir dire" refers to the pre-swearing-in of a jury or jury court to check the impartiality of the participants.

Making a picture is a process, not only in the temporal sense, but also in the sense of a trial, which checks facts, assumptions and questions attitudes towards the picture. If one succeeds in freeing oneself from fixed pictorial concepts and painting styles, then the picture can surprise, challenge and open the view of authors and recipients.

 

The artist portrait that BerlinViews dedicated to Maja Rohwetter can be found here direct under the following link

 

 

 

 

shifted through  

Gabriele Künne und Inken Reinert

 

Eröffnung am Freitag, den 18. September 2020, 19–22 Uhr 

 

19. September 2020  –  17. Oktober 2020

 

 

 

Ausstellungsansicht Axel Obiger Berlin I shifted through • Gabriele Künne und Inken Reinert:

 

Versetzt, verschoben, verändert, verrutscht durch und durch. Durch Medien, wie Fotografie, Zeichnung, Fotokopie, Faltung, Beugung, Stauchung. Durch Dimensionen, wie flächenhafte und räumliche Bearbeitung von Papier, Fotografie, Magazinartikeln und keramischer Masse - mehrfach zwischen analogen und digitalen Techniken hin-und hertransformiert, bis ein Ergebnis mit einer neuen Realität entstanden ist.

 

Inken Reinert und Gabriele Künne arbeiten beide sowohl im zweidimensional-bildhaften Terrain als auch in Zwischenbereichen, in denen sich teilweise reliefartige Gebilde zeigen - auch im fotografischen oder fotokopiertechnischen Bereich mit objekthaften Elementen. Ebenso verstehen sich die beiden Berliner Künstlerinnen als Bildhauerinnen, die den Raum jedoch häufig mithilfe von flächigen Anordnungen strukturieren. 

 

Architektur, Möbeltektonik, Landschaft und scripturale Systeme bilden die Basis, von der aus Gabriele Künne und Inken Reinert urbane und naturhafte Inszenierungen kombinieren. Durch das mehrfache Verschieben von Übergängen und Grenzen wird in den Arbeiten dieser Ausstellung der künstlerische Transformationsprozess zum eigentlichen Thema. 

 

 

 

 

Space and Surface 

Susanne Hofer und Enrico Niemann

 

Eröffnung am Freitag, den 14. August 2020, 19–22 Uhr

mit einer Audioinstallation von Rüdiger Stern 

 

15. August – 12. September 2020

 

 

 

Ausstellungsansicht Axel Obiger Berlin I Space and Surface, Susanne Hofer und Enrico Niemann:

 

Unter dem Titel Space and Surface sind Arbeiten von Susanne Hofer und Enrico Niemann zu sehen, die ganz auf ihre Weise den Raum unter der Oberfläche einnehmen. 

 

So blicken wir bei Susanne Hofers Videos nicht nur auf eine Folge längst vergangener Räume. Ihre Projektionen verbinden sich mit dem Raum, schließen ihn ein und lassen die wohl komponierten Imaginationen zur Realität werden. 

 

Die Malereiobjekte von Enrico Niemann sind eine sich in den Raum windende Oberfläche. Der zur Haut geronnene Farbauftrag bewegt sich zwischen taktiler Materialität und intensiven Farbräumen. 

 

Am Eröffnungsabend übermittelt die Audioinstallation Sender I-III von Rüdiger Stern geräuschhaft umkleidete Audioimpulse aus der Erdoberfläche zeit- und zielgerichtet an Himmelskörper im Weltraum.

 

 

 

 

 

Paper on Paper 

mit Arbeiten von:

 

Alke Brinkmann ·
 Thilo Droste ·
 Juliane Duda ·
 Nathalie Grenzhaeuser ·
 Harriet Groß ·
 Gabriele Künne ·
 Matthias Moravek ·
 Enrico Niemann ·
 Maja Rohwetter
 


 

Paper on Paper online exhibition at Paper Gallery Manchester: July 1 - August 31, 2020


Paper on Paper Berlin: View Through the Window at Axel Obiger, Juli 14 - August 2, 2020


 

 

Paper on Paper, Videostill, 2020

 

 

scroll down for the English version

 

Paper on Paper setzt sich mit der Frage auseinander, wie internationale künstlerische Kooperationen unter den Bedingungen der Pandemie überhaupt noch durchführbar sind.



 

Die Zusammenarbeit von Axel Obiger Berlin mit PAPER Manchester war für März/April und Juni/Juli 2020 geplant. Nachdem die Ausstellung aus Manchester „At our still lives posed“ Ende März in Berlin nicht eröffnet werden konnte, sollte die Axel-Obiger-Show in Manchester Ende Juni nicht auch noch komplett ausfallen. Diese auf eine rein digitale Vermittlung zu beschränken, erschien uns nicht ausreichend.
 PAPER on PAPER hat sich aus diesen Überlegungen heraus sukzessive zu einem eigenständigen Projekt entwickelt. Da das Medium Papier bei PAPER Manchester im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung steht, wurde der PAPER-Ausstellungsraum kurzerhand 1:1 mit seinen architektonischen Details im Raum von Axel Obiger Berlin aus Karton nachgebaut, der ab dem 14. Juli durch unser Schaufenster zu sehen ist.

 

Die ursprünglich für Manchester geplante Ausstellung, die ausschließlich Papierarbeiten vorsah, wurde nun in dem Karton-Modell inszeniert. 

Diese recht einfache und unmittelbare Herangehensweise spielt mit der Ortsunabhängigkeit virtueller Raumideen ohne den Betrachter in einem distanzierten unsinnlichen Ausstellungsrundgang zurückzulassen. In dieser abstrakten Inszenierung tragen die Akteure zugleich der aktuellen Situation Rechnung in Form von Schutzanzügen, Handschuhen und Masken. Zugleich eröffnet die prozesshafte Aktion des Aufbaus unseren Arbeiten in dieser Zeit des Stillstands wieder einen Erfahrungsraum, der über das rein digitale Repräsentieren hinausgeht.

Filmisch dokumentiert wird diese neue Form der Ausstellung im Sommer auf der Website von Paper als Trailer zu sehen sein.
https://paper-gallery.co.uk/paper-on-paper


 


English version

 

Axel Obiger have attempted to reconsider a suitable solution for an online exhibition without losing the analogue experience of being physically present in the space. In response, the team at Axel Obiger have worked tirelessly to recreate PAPER’s gallery space, and situate it in their Berlin gallery. This hugely inventive take on the potential of online exhibitions highlights the determination of artists to maintain international artistic cooperations within the context of the current situation.

 

Paper on Paper highlights the immense creative possibilities that are still possible under the restraints of the pandemic.

 Axel Obiger made the decision to fabricate the interior of PAPER gallery in 1:1 scale out of cardboard, being exhibited at Axel Obiger from July 14 to August 2.

Matching PAPER’s blue walls alongside specific features within the gallery - the window, pipe work, and radiator – Axel Obiger have used this set to curate and install an exhibition of work on paper. 

Axel Obiger have also documented the whole process of construction and installation, which is available on PAPER’s website.

 

It is essential for audiences to see the lengths that the artists have gone to, fabricating a convincing substitute. Paper on Paper also refers to the experience of engaging with an exhibition in real time: how the work engages with the space and the audience, the tactility and physicality of the actual work, and the experience of visiting a gallery. These are important factors in how we engage with art in reality as opposed to the experience of looking at something on screen.  

 

Through the act of construction, the artists hope to draw attention to these matters; they are implicit within the project, whilst still engaging with audiences through the screen. 

Paper on Paper comments on the particular situation of stagnation that is being experienced. The result is a site-specific installation without being on site. 

 

 

 

 

GIFT/SHOP 

mit Arbeiten von:

 

Fides Becker ·
 Olivia Berckemeyer ·
 Anne Brannys ·
 Alke Brinkmann ·
 Thilo Droste ·
 Andrea Golla Maslowski / Grenzhaeuser ·
 Irène Hug ·
 Thomas Judisch ·
 Petra Karadimas ·
 Rolf Wicker & Barbara Anna Keiner  ·
 Rachel Kohn ·
 Gabriele Künne ·
 Matthias Moravek ·
 Pitt Sauerwein ·
RamboChanel (Peter Schubert) ·
 Mathias Völcker ·
 Maria Volokhova

 

Eröffnung am Freitag, den 5. Juni 2020, 17-22 Uhr

 

Samstag, den 20. Juni 2020, 17 Uhr: Vortrag von Dr. Peter Funken

"Mondrian auf Duschvorhang – Über Museumsshops und Art to Go"

 

16. Juni – 11. Juli 2020 

 

 

Mathias Völker, "RamboChanel", Videostill, 2017

 

 

Die Ausstellung beschäftigt sich mit einem ambivalenten Phänomen im museal-ästhetischen Grenzbereich. Wo früher der Gedächtnisraum mit Katalog und ausgewählter Sekundärliteratur Ausstellungsbesuche verlängerte, bietet heute regelmäßig ein "Gift Shop" Kunstartiges der artifizierten Schaulust dar und feil.

Der Kunstraum dehnt sich ins Merkantile, offeriert nun auch Überfluss anderer Couleur. 

Das scheint symptomatisch, aber wofür?

Transformation, Profanisierung und/oder demokratische Interpretation von Kunst und ihrem Platz? 

Ein Kassenraum, der den Kunstbesuch lohnend macht auch im materiellen Sinne, den der Kunst eigenen Überfluss mit dem des Konsums verbindend?

Exit für freie Kunst in die sonstige Funktionalität sprich Normalität? Wird die Kunst und ihre museale Burg zugänglicher und transparenter so?

Lockt hier persönlicher Gewinn nach der Mühsal, dem womöglich vergeblichen Kampf um die handliche Wahrheit und Einvernehmen, ist es eine erweiterte Rezeption?

Und bietet sich dort auch Ablass den touristisch getakteten Schnelldurchläufern?

Sind ökonomische Strategien wie Gift Shop-Einrichtungen unumgänglich und somit legitim, um fortlaufend Kunstpräsentationen zu erhalten? Wandeln zeitgemäß, was dem Zeitlosen Station gibt?

Fragen über Fragen…

Axel Obiger wird keinen Gift Shop aufmachen aber Kunst bieten, welche diese Gegebenheiten thematisiert. Kritisch oder affirmativ bis zur vollen Dosis.

 

 

 

 

At Our Still Lives Posed

PAPER (Manchester) meets Axel Obiger (Berlin)

 

mit Arbeiten von:

Louise Bristow ·
 Louisa Chambers ·
 Lisa Denyer ·
 Caitlin Griffiths ·
 David Hancock ·
 Peter Hock ·
 Merja Kokkonen ·
Niina Lehtonen Braun ·
Matthew Macaulay ·
Maja Rohwetter ·
 Ruby Tingle ·
 Hannah Wooll

 

Eröffnung am Freitag, den 20. März 2020, 19–22 Uhr

Guided tour mit David Hancock (Manchester), 21 Uhr

 

21. März – 18. April 2020

 

 

 

At Our Still Lives Posed

 

Axel Obiger, working in collaboration with PAPER will draw together the practices of 12 artists working in both Berlin and the United Kingdom. Each artist attempts to disrupt the notion of still life, and reinterpret this genre of art. Still Life was considered the lowest genre of art, and yet in the composition of objects, artists can imply a great deal. Frances Morris wrote of Picasso's still lives, they are "capable of evoking the most complex blend of pathos and defiance, of despair to hope, balancing personal and universal experience in an expression of extraordinary emotional power. The hardship of daily life, the fragility of human existence and the threat of death." These themes permeate through the genre where they remain ever present to this day, simmering below the surface. 

In the heyday of Dutch still lives, craftsmanship was crucial. Objects were arranged with precision, emphasising light and shadow, in order to create a compositional tension. Each object was selected for its symbolic meaning, highlighted through the drama of the composition. Observers marvelled at the Trompe l'oeil effect, freezing the objects in time; a study of death. Peter Hock's charcoal drawings make use of these qualities from still life painting, taking them to extremes of chiaroscuro. Light falls on an object rendered in monochrome, depicted by Hock as “abstract realism”. Merja Kokkonen is interested in nature, bodies and their movement, birth, death, and religious practice. If figurative vanitas still lives of the early modern era remind us of the ephemerality of pleasure and the inevitability of death, then medieval saint’s relics offer us much more direct interactions with once-living matter. The very physicality of the preserved body, defying time and decay, can be seen as a reminder of the miracle of existence, a memento nasci (remember that you must be born). 

 

David Hancock's paintings fluctuate between the subject and object. Painted meticulously from a still life diorama, the selected objects contain their own narrative, which through the process of amalgamation, transform themselves into specific roles for the staged composition. They re-interpret the recital of a historical artwork appropriating elements of the original work of art. Similarly for Louise Bristow, one of the pleasures of making is the juxtaposition of objects that in reality would not be found in the same time or space. She accentuates the mismatch of scale and a collision of visual languages in the set-ups: she will place a realistic three-dimensional architectural model next to a flat image of a landscape, an abstract geometric form and a scrap of coloured paper. To her everything is simply ‘material’ and there is a democracy to how she treats everything.

 

Caitlin Griffiths explores the relationship between reality and individual identity, drawing on photography's means to observe and document place, people and performance. Her still lives pairing an unopened box and with an open box references Schrödinger’s Cat thought experiment. Reality is only summoned into existence through the act of observing it. Hannah Wooll employs found images from books and objects found in charity shops. She transforms these items into a self-contained still life, repurposes them with her cast of lost girls. Niina Lehtonen Braun uses collaged items: alcohol bottles, flowers, clocks, cakes, coffee-cups, cigarettes, laundry etc. These objects have a certain domestic resonance. They suggest the passing of the time, the passing of a life. Her still lives are an opportunity to reflect on death; a momento mori.

 

Lisa Denyer creates mixed-media paintings that toy with the idea of their function as object, shifting between the two-dimensional and three-dimensional, they are neither wholly painting or sculpture. Louisa Chambers’ recent work responds to the idiosyncrasies in architecture (ornamentation, pattern, shape, surface and structure). Appropriated patterns from walls, fences, floors are translated onto architectural paper and transfigured into a temporary three-dimensional structure. These forms are recorded from observation becoming an abstracted still life. She is interested in the patterned tessellations that are on the surface of these forms and when manipulated create other spaces, angles and areas of illusion. Matthew Macaulay’s paintings have been developed through observations and experience of objects. The formal elements of objects, such as texture, pattern and colour, are extracted and combined within the works. The paintings attempt to capture the elusive nature of the natural world by transforming and cloaking elements through the creation of painterly signs, drawn from a large still life constructed from a mixture of artworks and other objects from the studio.

 

Ruby Tingle's recent works blur the line between object and image; the imagined textures of her paper cut-outs inform a new three dimensional situation in which the collages now exist -- their landscapes flitting between pictorial space and fragments of mythical skin. Maja Rohwetter follows a structured conceptual approach to painting that includes the diffuse and the rational, questioning the variables in construction of a picture and representations of reality. As objects are arranged and composed in the classical still life, Rohwetter arranges the picture elements of her collages. The act of arranging and composing is essential and always visible, the picture is a snapshot of a temporary condition. A still. 

 

 

About PAPER

 

PAPER is an artist-led, commercial gallery based in Manchester and represents a range of emerging and mid-career artists whose practice is based around the medium of paper. Directed by artist David Hancock, working alongside Sara Jaspan, Lubna Ali, Lisa Denyer, and Simon Woolham, PAPER has participated in numerous national and international art fairs and regularly collaborates with other galleries and project spaces.

PAPER recently launched an online contemporary art magazine focusing on art on paper, the Fourdrinier (www.thefourdrinier.com)

 

 

 

 

Parallelen treffen sich im Unendlichen

Nathalie Grenzhaeuser und Mathias Völcker

 

Eröffnung am Freitag, den 14. Februar 2020, 19 – 22 Uhr

 

Freitag, 6. März 2020, 19:30 Uhr

Carnaval Caimanera – eine Reise im kubanischen Sperrgebiet von Guantánamo Bay 

Screening mit Talk 

 

15. Februar 2020 – 14. März 2020

 

 

 

Parallelen treffen sich im Unendlichen von Nathalie Grenzhaeuser und Mathias Völcker eröffnet im neuen Jahr die Reihe dialogischer Ausstellungen bei Axel Obiger – Raum für zeitgenössische Kunst. Im Ausstellungsraum treffen foto- und videobasierte Arbeiten der beiden Künstler aufeinander.

 

Ihre Herangehensweise und künstlerische Umsetzung ist sehr verschieden, dennoch gibt es wiederkehrende gemeinsame Themen, die sie in ihrer jeweiligen Arbeit reflektieren, wie das Motiv des Spiegels, die Auseinandersetzung mit Gestalt und Raum sowie die Verknüpfung unterschiedlicher Wahrnehmungsebenen der sichtbaren Realität. Während Nathalie Grenzhaeuser gezielt den Blick des Betrachtenden über die perspektivischen und lichtspezifischen Eingriffe in ihr Bildmaterial lenkt, entsteht dies innerhalb Mathias Völckers Arbeiten über die Materialität und den Rhythmus des Gezeigten. Ausgehend von ihren thematischen Schnittstellen entwickelt sich in ihrem Aufeinandertreffen trotz aller formalen Verschiedenheit, eine verbindende ruhige, fast meditative atmosphärische Dichte. Beide Künstler suchen dem Betrachtenden einen spezifischen, gleichsam assoziativen wie poetischen Gedankenraum zu eröffnen.

 

„Tatsache ist, dass sich hier nicht nur die Arbeiten eines Künstlerpaars ineinander spiegeln und nach außen reflektieren, sondern dass jede der genannten Reihen für sich eine individuelle Durchmischung von Innen- und Außenwelt in sich birgt, die den Zuschauer in eine Art Schwellensituation bringt, in der es ungewiss scheint, auf welcher Seite welchen Spiegels er oder sie nun steht.“ (Gabi Schaffner: Der dritte Raum, aus Katalog Spiegel von Nathalie Grenzhaeuser und Mathias Völcker.)

 

Parallelen treffen sich im Unendlichen ist bereits die vierte gemeinsame Ausstellung von Nathalie Grenzhaeuser und Mathias Völcker. Im Sommer 2016 haben beide unter dem Titel Higher Altitudes in der Fototeca de Cuba in Havanna ausgestellt. 

Im Verlauf der damit verbundenen dritten gemeinsamen Kubareise entstanden auch Nathalie Grenzhaeusers neue Bilder und Videoarbeiten, die ihre Serie La Marea (Gezeiten) fortführen und im Rahmen der Ausstellung bei Axel Obiger erstmals öffentlich gezeigt werden. 

Zu sehen sind unterschiedliche urbane Orte in Havanna und der Provinz Guantánamo. Mit ihren Bildern greift Nathalie Grenzhaeuser die Realität einer sich im Umbruch befindlichen Gesellschaft im Kraftfeld ökonomischer und politischer Realitäten auf. Spiegelungen und architektonische „Barrikaden“ verwehren bewusst eine einfache Lesbarkeit. Über die Komposition ihrer Bildräume und die assoziative Verbindung zur Malerei der Pittura Metafisica setzt Nathalie Grenzhaeuser sich jenseits des Kubabezuges mit Aspekten von Zeitlichkeit, Reflektion und Vergänglichkeit auseinander. La Marea (Gezeiten) verweist auf ein Naturphänomen, den wiederkehrenden Kreislauf von Ebbe und Flut, welcher in der Serie im übertragenen Sinn gemeint ist. „Die Verfallsdauer, die allen Dingen zu eigen ist, wird hier durch geänderte Weltläufe oder die Gewalten der Natur subtil visualisiert.“ (Thomas Schirmböck: Alltagsarchäologie an Fernen Orten, aus Katalog Gezeiten, Künstlerhaus Saarbrücken, 2014.)

 Mathias Völckers fotografische Objektkästen, die zu den Kubabildern in Dialog treten, sind an ganz unterschiedlichen Orten entstanden und zeigen ihrerseits Aspekte unserer alltäglichen Gegenwart. Zu sehen sind fotografische Objekte, sogenannte Fadenbilder, die ihre Spannung und assoziative Kraft aus der Verbindung unterschiedlicher Materialien beziehen. Fotografische Fragmente der Wirklichkeit werden hier mit skulpturalen Elementen verbunden. Durch die unterschiedliche Materialität überlagern sich Realitätsebenen und gehen eine assoziative Verbindung ein. Anmutiges und Banales verbindet sich mit den Eigentümlichkeiten des Alltäglichen und Gegenwärtigen auf gleichsam humorvolle wie poetische Weise. 

In seiner 9-minütigen Videoarbeit Pots hingegen, nutzt er eine Teekanne als Projektionsfläche und lässt diese langsam um ihre eigene Achse rotieren. In deren spiegelnder Oberfläche ist ein Film zu sehen, der Schlüsselszenen aus Alfred Hitchcocks Film Vertigo mit den Turmspringern aus Leni Riefenstahls Film Olympia zu einer neuen Filmsequenz verbindet. Das Motiv des freien Falls in beiden Filmen, wandelt sich durch den Loop zum wiederkehrenden Motiv von Verlust und Desorientierung in Raum und Zeit. 

 

In Nathalie Grenzhaeusers Video Isla de la Juvendhud (Insel der Jugend) verbindet sich ebenfalls Zeitgeschichte mit der Gegenwart des kubanischen Alltags. Bildsequenzen der Ruinen des politisch einst wichtigen Panoptikum Gefängnisses Présideo Modelo schließen an Bildsequenzen der Hinterlassenschaften einstiger Internate an, die der Bildung einer sozialistisch, patriotischen Jugend auf der Insel dienten. Auch hier wird eine Verschiebung von Bedeutung thematisiert, die ähnlich Mathias Völckers Fadenbilder poetisch und ironisch gebrochen wird.

 

 

 

 

SATELLIT #10 "Function.Anomy III"

Intermission Collective zu Gast bei Axel Obiger

 

mit Arbeiten von:

Katharina Bévand ·
 FELL ·
 Ori Jauch ·
 Jürgen Kellig ·
 Doris Marten ·
 Teresa Mayr Claudia Olendrowicz ·
 Diana Pacelli ·
 Francesco Petruccelli ·
 Antti Pussinen ·
 Swen Erik Scheuerling ·
 Barbara Schober ·
 Martin Sieron ·
 Claudia Vitari ·
 Sarah Wohler

 

Eröffnung am 10. Januar 2020, 19 – 22 Uhr

 

11. Januar 2020 – 25. Januar 2020

 

 

 

scroll down for the English version

 

Intermission Collective wurde Anfang 2019 von zwei Künstlern gegründet. Seitdem realisierten die mittlerweile 21 internationalen Mitglieder zwei Ausstellungen sowie eine Künstlerresidenz in Italien zum Thema Function.Anomy im Kontext öffentlicher Raum. Auf der Suche nach geeigneten Möglichkeiten der Organisation, Kommunikation und Verwaltung, nach gemeinsamen Intentionen und Ansätzen, zwischen konstruktiven Vorschlägen, ergebnislosen Sitzungen, Missverständnissen, Identifikation und Befremden, inmitten von Bier, Rotwein und Kippen formiert sich peu a peu ein funktionierendes Netzwerk spartenübergreifend arbeitender Künstler.

In der Ausstellung rückt dieser Prozess und das Thema Function.Anomy ein weiteres Mal in den Fokus, diesmal als beispielhafte Synthese von internen Dynamiken, welche die Realisierung einer Gruppenausstellung mit sich bringen.

 

 

English Version

 

SATELLITE #10: FUNCTION.ANOMY III

Intermission Collective to guest with Axel Obiger

 

Katharina Bévand ·
 FELL ·
 Ori Jauch ·
 Jürgen Kellig ·
 Doris Marten ·
 Teresa Mayr ·
 Claudia Olendrowicz ·
 Diana Pacelli ·
 Francesco Petruccelli ·
 Antti Pussinen ·
 Swen Erik Scheuerling ·
Barbara Schober ·
 Martin Sieron ·
 Claudia Vitari ·
 Sarah Wohler

 

Opening on Friday, 10 January 2020, 7–10 pm

11 January 2020 – 25 January 2020

 

Intermission Collective was founded in early 2019 by two artists. Since then, the meanwhile 21 international members have realized two exhibitions and an artist residency in Italy on the topic of Function.Anomy in the context of public space. In the search for suitable possibilities of organisation, communication and administration, for common intentions and approaches, between constructive proposals, resultless meetings, misunderstandings, identification and irritation, in the midst of beer, red wine and cigarettes, a functioning network of cross-disciplinary working artists is gradually forming.

 

In the exhibition, this process and the topic of Function.Anomy will once again be in the focus of attention, this time as an exemplary synthesis of internal dynamics, which the realization of a group exhibition entails.